Tauchen im Steinbruch Wildschütz

Am 31. Oktober 2013 machen wir, das sind Benny, Christian, Hannes, Philipp und Sabine sowie vier weitere befreundete Taucher, uns auf den Weg nach Sachsen zu einem deutschlandweit bekannten Steinbruch nahe Leipzig. Unser Fahrzeug: Der OG-Sprinter mit Anhänger, voll beladen, neun Mann stark besetzt. Die maximale Geschwindigkeit von 170 h/km (wirklich Stunden pro Kilometer - das entspricht doppeltem Schneckentempo), wurde nach Möglichkeit nicht überschritten, sodass wir tatsächlich ganze zwölf Stunden für die auf sechs Stunden veranschlagte Fahrt benötigten.

Die Ankunft am Morgen gegen 4:30 Uhr nach kilometerlangen Staus, Irrfahrten über gesperrte Straßen und durch den Blair Witch Forest war mehr als verdient. Zumindest waren unsere Zimmer dank sehr freundlicher Gastwirtin problemlos auffindbar. Um die Pension gleich weiter zu loben: Frühstück: sehr gut, Ausstattung: Sauna, Fitness-Raum, eine extra für uns ausgestattete, beheizte Tauchmaterial-Trocken-Garage und schön eingerichtete Zimmer.

Im Steinbruch nahe Wildschütz wurde bis ca. 1977 Porphyr abgebaut und zum Teil zu Schotter verarbeitet. Dann wurde das einlaufende Wasser nicht mehr abgepumpt. 2002 wurde der entstandene See von Volker Buder durch Ausbau der Infrastruktur als Tauchgewässer attraktiv gemacht und erfreut sich nun in der Tauchszene großer Beliebtheit.

Der See hält für alle Ausbildungsstufen Attraktionen bereit - bis hin zur Maximaltiefe von 74 Metern. Von Bauten aus der Zeit des Steinbruchs mit Munitionshaus, Pumpenhäusern, einem Stollen, dem Marmor-Obelisken ("Mittelpunkt der Erde"), einem abgestürzten Aufzug und dessen Schacht über die teilweise erhaltenen Straßen und Treppen bis hin zu den nachträglich eingebrachten Attraktionen, unter anderem einer Telefonzelle, einem kleinen Flugzeug und Unterwasserstationen, gibt es viel zu besichtigen.

Für Übungen steht eine Übungsplattform und der Tarierparcours zur Verfügung - für Anfänger und solche, die mal wieder an der Wasserlage feilen müssen. In allen Tiefen sind Wälder zu finden, was aufgrund der vielen Blätter am Boden einen herbstlich-mystischen Flair verursacht. Dazwischen schwimmen vor allem im Flachwasser massenhaft Fische, viele Schwärme, Hechte bis einem Meter Länge, die ganz nah herankommen, Barsche, sogar ein frei schwimmender Waller.

Im angeschlossenen Museum wurde uns die Geschichte des Tauchens in der DDR, aber auch einiges über die Anfänge des Tauchens allgemein bis zurück an den Anfang des 18. Jahrhunderts erzählt. Wir lernten, wie die DDR und die Nationale Volksarmee übers Ohr gehauen wurden, dass GST (Gesellschaft für Sport und Tauchen) in Wirklichkeit "Grillen, Saufen, Tauchen" heißt, und dass selbst gebastelte Tauchgeräte aus Kübelspritzen und später selbst entwickelte Lungenautomaten erforderlich waren, wenn man dem Lieblingssport in der DDR nachgehen wollte.

Insgesamt war es ein herrliches verlängertes Wochenende mit interessanten Tauchgängen und vielen neuen Erfahrungen. Nebenbei konnten alle fünf Teilnehmer der Ortsgruppe Herrenberg einen Gasmischer-Kurs absolvieren, sodass spezielle Gasgemische zukünftig auch selbst gemischt werden dürfen. Und: Die Heimfahrt am 4. November verlief tatsächlich ohne nennenswerte Zwischenfälle.

Veröffentlicht: 05.11.2013
Autor/in: Christian Eckert
Kategorie: Tauchen

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