Osterausfahrt 2014 - eine gefährliche Reise

Karfreitag, 6 Uhr morgens: eine Gruppe von luftsaugenden Unterwassergeschöpfen trifft sich am DLRG-Standort Herrenberg. Der am Vorabend gepackte Ortsgruppen-Sprinter nebst Anhänger steht bereit, randvoll mit Pressluft, traditionell signalschwarzen Tauchanzügen (manche auch in aufreizendem Rot) und vielen weiteren Apparaturen von zweifelhaftem Nutzen. Schlaftrunken begeben sich die fünf Protagonisten auf die erste Etappe ihrer gefährlichen Reise.

Gegen 8:30 Uhr wird die erste Station, der Hafen in Meersburg erreicht. Majestätisch schaukelt die "Concrete Lady" auf den leichten Wellen des Bodensees. Zwei weitere Unterwasserluftsauger aus dem DLRG-Bezirk Rems-Murr stoßen zur Gruppe. Nachdem die zwei Tonnen schwere Ausrüstung auf der "Concrete Lady" verstaut ist, beginnt die Reise in die Vergangenheit.

Erstes Ziel: der Schaufelraddampfer "Jura", Baujahr 1854. Der erste Tauchgang des Ausflugs führte gleich zum "bekanntesten Süßwasserwrack Europas", der Jura, die nach einer Kollision mit der "Stadt Zürich" am 12. Februar 1864 vor Bottighofen sank. Bei sehr guter Sicht konnten die Schnitzereien, der Dampfkessel, die Schaufelräder und vieles mehr bestaunt werden.

Nach diesem gelungenen Einstand steuerte Kapitän Pfeiffer die "Concrete Lady" zur Marienschlucht zwischen Wallhausen und Bodman. In diesem Gebiet wartet der Bodensee mit einer sehr eindrucksvollen Steilwand auf, die an einigen Stellen auf über 100 Meter Tiefe abfällt. Nach einer unchristlichen Stärkung mit Leberkäse und Kartoffelsalat stürzten sich alle Taucher mutig in die Fluten. Leider war die Sicht hier nicht sehr gut, so dass die meisten Taucher schon nach etwa 45 Minuten wieder an Bord begrüßt wurden.

Während der Rückfahrt schlug das ansonsten trockene Wetter um, es begann zu graupeln und stürmen, sodass bei Kaffee und Keksen unter Deck Fachgespräche über Equipment geführt wurden. Nach diesem anstrengendem Tag begaben sich unsere Taucher übermüdet in ihr Nachtlager, der Jugendherberge in Überlingen.

Die nächsten zwei Tage mit jeweils zwei Tauchgängen verbrachte die Gruppe, am Samstag verstärkt durch ein seltenes weibliches Exemplar der Unterwasserluftsauger, in Überlingen. Auch dort gab es einiges zu bestaunen: zum einen gibt es in der Nähe des Campingplatzes viele schöne Steilwände mit schönen kleineren Grotten und Felsvorsprüngen und einer reichhaltigen Fauna. Zum anderen kann man am Parkhaus Post recht angenehm über eine Halde ins Wasser einsteigen und ihr zu einem imposanten Überhang folgen. Immer wieder traf man auf Kameraden aus dem Bezirk Rems-Murr, die ihre Osterausfahrt ebenfalls traditionell am Bodensee verbrachten.

Ein weiteres Highlight bot der Samstagabend: Zusammen mit den Kameraden aus Rems-Murr kehrte die Gruppe in das XXL-Restaurant "Seeteufele" in Bodman-Ludwigsburg ein. Neben 500g-Schnitzeln oder 1m-Currywurst gab es dort auch die ein oder andere Runde Jägermeister auf diverse Jubiläen.

Montag, der letzte Tag der gefährlichen Reise, war wieder ein Ausflug zu einem Wrack. Diesmal wurde eine gesunkene Lädine in Ludwigshafen besucht. Durch die Tauchsportgruppe Konstanz e.V. und der Sektion Unterwasserarchäologie der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg-Hohenzollern wurde dieser Tauchplatz zum "Museum unter Wasser" umgestaltet. So wird sowohl über Wasser als auch unter Wasser über das Wrack und das denkmalgerechte Betauchen ebendieses informiert. Nach diesem schönen Ausklang machte man sich auf den Rückweg nach Herrenberg, wo nach dem Ausladen und Verstauen der Ausrüstung das Ende dieser gelungenen Ausfahrt mit einem sehr guten Essen begangen wurde.

Veröffentlicht: 22.04.2014
Autor/in: Markus Schneider
Kategorie: Tauchen